ARBEITSWEISE

KERAMIK

Ton ist ein sehr vielfältiges Material, welches je nach Vorkommen und Aufbereitung sehr unterschiedliche Eigenschaften aufweist.
Es ist erforderlich die Tone bzw. Massen, mit welchen ich arbeite, in all ihren Facetten und Eigenschaften begreifen zu lernen, ihre Möglichkeiten und Grenzen auszuloten.
Es entsteht ein ebenso komplexer wie einfacher Dialog zwischen Ton, Händen, Augen und Kopf.
Es gilt die sensibelen Linien der Form zu erfassen, die Wandstärke zu bestimmen, eine Korrespondenz zwischen Innen- und Außenraum herzustellen und im richtigen Moment loszulassen.
Gelingt das nicht, verliert die Masse ihre Plastizität und Spannkraft, das Objekt fällt in sich zusammen oder wirkt tot.

Je mehr Erfahrungen man durch stetes Üben sammelt, desto grösser sind die Herausforderungen. In der Wiederholung eines Vorganges entwickelt man ein „stillschweigendes Wissen“ (R. Sennett „Handwerk“,
1.Kap.), welches dem Gefäß Selbstverständlichkeit, Spannung und Leben verleiht.
In manchen Momenten beginnt die Form ihren eigenen Gesetzgebungen zu folgen und es entsteht etwas Unerwartetes, Neues.
Die Entscheidung für das Arbeiten an der Töpferscheibe beruht auf der Faszination des scheinbar mühelosen Wachsens eines Gefäßes aus einem Klumpen Erde. Die Variationsbreite der Formen auf der Scheibe ist unendlich. Die Tatsache, daß der Ton immer gut zentriert sein muß und sich rund um einen Mittelpunkt anordnet gibt sowohl Halt als auch Freiheit.

GLASUR

Bei der Entwicklung von Glasuren steht die Versuchsreihe im Vordergrund. Viele Stunden und Tage verbringe ich im Labor, um eine bestimmte Oberfläche oder Farbe zu erreichen.
Glasuren sind ein in ihrer Zusammensetzung und chemischen Eigenschaften dem Ton verwandtes Material, weshalb die Verbindung zwischen Ton und Glasur überhaupt erst möglich wird. Die Glasur wird auf den Scherben auf, bzw. in diesen eingebrannt und soll mit dem Objekt eine technisch gute und optisch klare Einheit bilden.
Farbigkeit und Textur unterstützen oder betonen die Form und verschmelzen untrennbar mit dem Gefäß. Meine Glasuren sind Element des Objektes und nicht Dekoration, sie sollen nichts verdecken.
Die verschiedenen Möglichkeiten des Auftrags einer Glasur auf den geschrühten Scherben kann Spuren hinterlassen. Beim Schütten rinnt die Glasur entsprechend der Form des Gefäßes an diesem herunter und sucht sich ihre Wege, wie ein Fluß sein Bett. Bei Überschneidungen entstehen andere Farbtiefen und Nuancen.

Die Stärke und Art des Glasurauftrages, Form und Material des Gefäßes, die Zusammensetzung und Viskosität der Glasur, Ofenatmosphäre, die Zeit-Temperaturkurve und viele Parameter mehr wirken sich auf die entstehende Oberfläche aus.
Der physikalische und chemische Prozess bestimmt letztendlich das Ergebnis.
Entsprechend der Komplexität dieser Zusammenhänge sind die Möglichkeiten der Kontrolle in einer kleinen Werkstatt begrenzt.
So bringt das Element des Unvorhersehbaren in der Keramik Fehler, aber oftmals auch neue Wege für das künstlerische Schaffen hervor.

RAUM

Erarbeite ich in einem bestimmten Zeitraum eine Serie von Gefäßen, stehen diese in Größe, Form
und Farbgebung in Korrespondenz miteinander.
Das wird sichtbar, wenn ich die Objekte in einem Raum zu einem Ensemble anordne.
Es entstehen neue Räume und Verbindungen zwischen den Gefäßen, sowie zwischen den Gefäßen und Begrenzungen des Raumes.
Der Raum ändert sich optisch in seiner Größe
und Dimension sowie in seiner Atmosphäre.
Gibt es eine natürliche Lichtquelle, werden im Laufe eines Tages immer neue Seiten der Gefäße beleuchtet, es bildet sich Tiefe durch Schatten und eine langsame unaufhaltsame stille Bewegung.

Der Raum ist belebt, der Blick des Betrachters kann sich darin verlieren, Weite finden oder orten und immer neue Zusammenhänge oder Details entdecken.
Der Mensch selber wird Teil des Raumes und seiner Gegenstände und tritt darin in einen stillen Dialog mit den Objekten.